Die Geschichte des Klopapiers

Wer hat das Klopapier erfunden? Eine Frage, die sich nicht ohne eine weitreichende Zeitreise beantworten lässt. Die Geschichte des Toilettenpapiers reicht nämlich schon einige Jahrtausende zurück. Und sie birgt viele wichtige Fragen: Wann wurde das Klopapier erfunden, und wo? Was nutzen die Menschen vor dem Toilettenpapier? Seit wann gibt es Klopapierrollen? Und seit wann gibt es Klopapier in Deutschland?

Auf der Suche nach Antworten auf all diese Fragen, haben wir uns in die unendlichen Weiten des Internets gewagt, Geschichtsbücher gewälzt und zahlreiche Archive durchforstet. Das Ergebnis unserer Forschungen haben wir hier für euch zusammengetragen. Viel Spaß beim Lesen!

Wer hat das Klopapier erfunden?

Alle Wege führen nach… China? Ja, richtig gelesen! Historisch gesehen geht die Erfindung des Klopapiers auf das Konto der Chinesen. Im späten 6. Jahrhundert finden sich erste Hinweise zur Benutzung von Toilettenpapier in den Schriften des Gelehrten Yan Zhitui: „Ich würde es nie wagen, Papier mit Zitaten oder Kommentaren aus den Fünf Klassikern oder Namen von Weisen darauf für die Toilette zu verwenden.“

In einem weiteren Schriftstück eines Reisenden aus dem Jahr 851 heißt es: „Die Chinesen sind nicht sehr sorgfältig mit Sauberkeit, und sie waschen sich nicht mit Wasser, wenn sie ihr Geschäft erledigt haben, sondern wischen sich nur mit Papier ab.“ Laut Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert, wurden damals in der Provinz Zhejiang bereits 10 Millionen Packungen Klopapier pro Jahr produziert.

Im Vergleich zu den uns bekannten Klopapierrollen, war das chinesische Toilettenpapier zu dieser Zeit allerdings noch recht unhandlich. Mit einer Größe von 60 x 90 Zentimetern pro Blatt war es alles andere als praktisch. Eine Packung Klopapier enthielt zu dem Zeitpunkt zwischen 1000 und 10.000 der überdimensionalen Reinigungsblättchen.

Am Privileg, sich nach dem Gang auf’s stille Örtchen den Allerwertesten abzuwischen, erfreute sich vor allem die chinesische Kaiserfamilie. Sage und schreibe 720.000 Blätter Klopapier wurden im Jahr 1393 am kaiserlichen Hof in Nanjing verbraucht! Der Legende nach, hatten Kaiser Hongwu und seine Familie bereits damals eine Vorliebe für sehr weiches und parfümiertes Klopapier entwickelt.

Porträt von Kaiser Hongwu aus dem 14. Jahrhundert. Er trägt ein kaiserliches Gewand und sitzt mit ernster Miene auf einem Stuhl.
Ernste Miene, weicher Kern: Kaiser Hongwu hatte eine
Vorliebe für weiches und duftendes Klopapier.

Wissens-Nugget: Läppische 15.000 duftende Papierblättchen soll Kaiser Hongwu allein im Jahr 1393 zur Reinigung seines kaiserlichen Po’s geordert haben. Der Akt des Po-Abwischens war damals nicht nur eine bedeutungslose Banalität, sondern ein wahrer kaiserlicher Luxus!

Joseph Gayetty erfindet das Klosettpapier

Bis zur industriellen Herstellung des Toilettenpapiers sollten noch einige Jahrhunderte vergehen. Im Jahr 1857 war es dann soweit. Allerdings waren es diesmal nicht die Chinesen, die die Pionierarbeit leisteten, sondern ein Amerikaner. Unter dem Namen „Gayetty’s Medizinisches Papier für’s Wasserklosett“ brachte der New Yorker Erfinder Joseph C. Gayetty das erste kommerziell erhältliche Klopapier auf den amerikanischen Markt.

Foto von Klopapier Erfinder Josephy Gayetty in schwarz-weiss.
Joseph Gayetty: Erfinder des kommerziellen Klosettpapiers

Es war aus Hanf gefertigt, blattweise zugeschnitten, mit einem Wasserzeichen versehen und in Aleo Vera getränkt. Die wohltuende Wirkung von Aloe Vera für die Haut war schon damals bekannt. Und so empfahl Gayetty sein medizinisches Klosettpapier nicht nur aus Hygienegründen, sondern auch zur Vorbeugung von Hämorrhoiden.

Die erste Klopapierwerbung mit dem Titel: Gayetty's medizinisches Papier für das Wasser-Klosett. Abgedruckt in einer Zeitung.
Die erste Klopapierwerbung: Gayetty's
medizinisches Papier für das Wasser-Klosett

Der große kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus. Mit 0,50 $ pro 500 Blatt Schachtel war das Klopapier der Joseph C. Gayetty Company seinen Landsleuten einfach zu teuer. Stattdessen bevorzugten sie es, weiterhin Kataloge oder altes Zeitungspapier für das Geschäft nach dem Geschäft zu verwenden.

Wissens-Nugget: 0,50 $ für 500 Blätter Klopapier? Das klingt doch mega erschwinglich! Doch im Jahr 1857 waren 0,50 $ eine Menge Geld. Denn aufgrund der jährlichen Durchschnittsinflation von 2,14 % seit 1857, entsprechen diese 0,50 $ heute einer Kaufkraft von etwa 16,52 $ – oder 15,59 €! Ganz ehrlich: Würdet ihr soviel Geld für eine Packung Klopapier zahlen?

Wann wurde die Klopapierrolle erfunden?

Es sollten noch einige Jahre vergehen, bis Gayetty’s Klosettblätter aus der Schachtel, von der heute allseitsbekannten und meist verbreiteten Form des Toilettenpapiers abgelöst wurde: Die Klopapierrolle! Die weiße Hygienerolle ist aus unseren Toiletten nicht mehr wegzudenken, soviel steht fest. An ihrer Erfindung, waren gleich mehrere Kluge Köpfe beteiligt.

Seth Wheeler

Zunächst war da Seth Wheeler, ein Geschäftsmann und Erfinder aus Albany, New York. Wheeler war ein echter Papierexperte und sicherte sich im Laufe seine Lebens über 100 Patente, die allesamt mit Papier und Maschinen, die Papier herstellten zu tun hatten. Sein wohl wichtigstes Patent wurde am 25. Juli 1871 ausgestellt: Das Patent zur „Verbesserung von Einwickelpapier“.

Jahre zuvor hatte der Erfinder an einer Maschine getüftelt, mit deren Hilfe er den Verarbeitungsprozess von Verpackungspapier vereinfachen wollte. Mithilfe seiner neuen Maschine, ließ sich Papier auf einen zylindrischen Pappkern wickeln und mit kleinen Trennlinien zwischen einem Blatt und dem nächsten versehen, sogenannte Perforationen.

Dank der Perforationen, konnte das Einwickelpapier für die Weiterverarbeitung nun ganz einfach auseinanderrgerissen werden. Bis Dato mussten Papierhersteller die langen Papierbögen von mehreren Arbeitern schneiden, abzählen, falten und zu Bündeln zusammenbinden lassen. Ein erheblicher Zeit- und Kostenaufwand, der durch Wheeler’s Erfindung drastisch reduziert werden konnte.

Die Gebrüder Scott

Zu den wohl größten Profiteuren von Wheeler’s Idee, zählten zwei Brüder aus Philadelphia: Edward Irvin Scott und  Clarance R. Scott. Im Jahr 1879 gründeten sie die Scott Paper Company. Zunächst sollten hier nur gröbere Papierprodukte wie Papiertüten und Verpackungspapier vom Fabrikband rollen. Bis die Brüder auf einen neuen Trend aufmerksam wurden.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts legten sich immer mehr amerikanische Privathaushalte Sanitäranlagen zu. Die Leute merkten schnell, dass die Gewohnheit, sich den Hintern mit alten Zeitungen abzuwischen dazu führte, dass die Rohre ihrer neuen Sanitäranlagen verstopften. Das harte und voluminöse Papier war für die modernen Klosetts gänzlich ungeeignet.

Wir erinnern uns: Joseph Gayetty’s Idee vom Toilettenpapier war zwei Jahrzehnte zuvor bereits einmal gescheitert. Und das aus zwei guten Gründen:

  1. Die Leute sahen keine Notwendigkeit für Toilettenpapier. Altes Papier und Zeitungsreste reichten völlig aus.
  2. Mit 0,50 $ pro 500 Blatt Schachtel war Gayetty’s Klopapier den Amerikanern einfach viel zu teuer.
Um die Rohre ihrer Sanitäranlagen zu schonen, musste weicheres Abwischpapier her. Der Bedarf für Klopapier schien nun endlich in der Gesellschaft angekommen zu sein. Und das Preisproblem? Da sich die Brüder in der Papierbranche gut auskannten, hatten sie natürlich auch von Wheelers Idee der kosteneffizienten, perforierten Packpapierrolle Wind bekommen.

Was mit Packpapier funktionierte, sollte sich doch auch mit Klopapier umsetzen lassen. Die beiden Brüder mussten also nur eins und eins zusammenzählen. Sie kombinierten Gayetty’s Idee vom „Klosett für Privatpersonen“ und Wheeler Idee von der „perforierten Papierrolle“ et violá: Die Klopapierrolle war geboren!

Wissens-Nugget: Durch die Erfindung der Klorolle, wurde die Scott Paper Company nicht nur zum führenden Toilettenpapierhersteller in den USA, sondern der ganzen Welt! Von der Gründung bis zur Klopapier-Weltmarktführerschaft im Jahr 1925, vergingen ganze 46 Jahre.

Seit wann gibt es Klopapier in Deutschland?

Hans Klenk gilt als Gründervater der deutschen Toilettenpapierindustrie. Im Jahr 1928 gründete der damals gerade mal 22-jährige die erste deutsche Toilettenpapierfabrik in der württembergischen Barockstadt Ludwigsburg. Das 1000-Blatt dicke Klopapier, das vom Fabrikband der „Klenk & Co Ludwigsburg Klosettpapierfabrik“ rollte, bestand zunächst aus rauem Krepppapier. Das Ludwigsburges Klosettpapier sollte es auf dem deutschen Toilettenpapier-Parkett dennoch zu großem Ruhm bringen.

Besonders kreativ war Klenk bei der Namensfindung für seine Toilettenpapiermarke nicht. Er kombinierte einfach die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens und schwuppdiwupp: Die Marke „Hakle“ war geboren. Bis Klenks Klopapierbusiness aber so richtig ins Rollen kam, dauerte es noch ein ganzes Weilchen.

Denn zur damaligen Zeit war es in Deutschland noch üblich, sich den Hintern nach dem Toilettengang mit altem Zeitungspapier abzuwischen. Für die Benutzung wurden die Zeitungsreste zurechtgeschnitten, gelocht, aufgefädelt und zusammengebunden an einem Nagel auf dem Klo aufgehängt.

Zudem war die Benutzung bzw. der Kauf von Klopapier zur damaligen Zeit, für viele Deutsche mit einer ordentlichen Portion Scham verbunden. Den Menschen war es einfach peinlich, an der Kasse nach Toilettenpapier zu fragen.

Was Hans Klenk an Kreativität bei der Namensfindung für seine Klopapiermarke eingespart hatte, investierte er nun geschickt in  Werbung. Um das Stigma mit dem anrüchigen Thema des Klopapierkaufs zu brechen, warb er mit dem Slogan: „Verlangen Sie eine Rolle Hakle, dann brauchen Sie nicht Toilettenpapier zu sagen.“

Nach dem zweiten Weltkrieg kam der Siegeszug des Klopapiers in Deutschland so langsam ins Rollen. Ob es allein an Klenk’s geschicktem Marketing lag wissen wir nicht, doch im Zuge des Wirtschaftswunders der 1950er Jahre, war Klopapier in aller Munde – zumindest in Westdeutschland.

Doch die Produktion von Toilettenpapier war für Klenk noch lange kein sicheres Geschäft. 1958 schwappte ein gefährlicher Trend aus den USA über: Das amerkanische Tissue-Paper! Es war weicher und deutlich angenehmer und drohte Hakle’s kratzigem Krepppapier den Rang abzulaufen.
 
Der Toilettenpapier-Pionier aus Ludwigsburg musste sich in Acht nehmen. Doch Klenk ließ sich nicht unterkriegen und konterte erfolgreich: Zunächst mit zweilagigem- (1972) und später mit feuchtem- (1977) und dreilagigem Klopapier (1984).
 

 Wissens-Nugget: Während Klenks innovative Klopapiervarianten in Westdeutschland ordentlich abgefeiert wurden, dominierte in der DDR weiterhin das kratzige Krepppapier. Nicht etwa aus Vorliebe für das raue, harte und viel zu dünne Papierchen. Es war schlicht und ergreifend die einzig verfügbare Variante. Und zudem auch nicht immer vorrätig.

 

Heute: Toilettenpapier 2.0

Ja richtig gelesen! Klopapier ist mittlerweile ein echtes High-Tech Produkt. Neben unterschiedlichen Lagen (3-lagig, 4-lagig, usw.), ist WC-Papier heute in den verschiedensten Variationen erhältlich. Ob bunt oder lustig bedruckt, parfümiert, feucht, recycled oder selbstauflösend. Es gibt fast nichts, was unsere Wunderrolle nicht kann.

Quellen:

https://www.mdr.de/geschichte/geschichte-klopapier-toilettenpapier-hamsterkaeufe-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Toilettenpapier
https://de.wikipedia.org/wiki/Hakle
https://de.frwiki.wiki/wiki/Joseph_Gayetty
https://en.wikipedia.org/wiki/Scott_Paper_Company
https://www.pabook.libraries.psu.edu/literary-cultural-heritage-map-pa/feature-articles/greatest-missed-luxury
http://www.fundinguniverse.com/company-histories/scott-paper-company-history/
https://www.history.com/news/toilet-paper-hygiene-ancient-rome-china
https://www.hallo-ludwigsburg.com/cityblog/toilettenpapier-erfindung

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